Frankfurter Rundschau | 14.11.2023 | Magazin

Im Süden des Libanons nehmen die Kämpfe zwischen Hisbollah und Israels Armee zu. Die Menschen vor Ort müssen die Konsequenzen ertragen – oder alles zurücklassen.

[English translation at the end]

Beirut – Alles still an der „Nordfront“: Trotz Krieg herrscht im Südlibanon eine seltsame Ruhe. Nur einige Hundert Meter von Israels nördlicher Grenze entfernt singen Vögel, der warme Herbstwind weht durch Olivenhaine, die Menschen gehen zu Fuß in kleine Supermärkte einkaufen. Wer mit dem Auto die militarisierte Grenze entlangfährt, zwischen den beiden sich bekriegenden Nachbarländern, kann kaum glauben, dass hier täglich Dutzende Raketen, Artilleriegranaten und Mörser Felder und Häuser zerstören. Doch tatsächlich spielt sich hier, in aller Ruhe, die gefährlichste Eskalation zwischen Hisbollah und Israel seit dem tödlichen Libanonkrieg von 2006 ab.

Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 liefern sich die bewaffnete schiitische Partei Hisbollah und die israelische Armee (IDF) einen Sitzkrieg, in dem sich beide Seiten von weitem beschießen. In diesen täglichen Auseinandersetzungen sind laut Schätzungen lokaler Medien bisher 150 Menschen umgekommen – ein Bruchteil der Anzahl der Opfer in Israel und Gaza, aber trotzdem eine besorgniserregende Ziffer für die Region. Schätzungsweise 74 Hisbollah-Kämpfer sind ums Leben gekommen sowie 18 Soldat:innen der IDF. Dutzende Zivilist:innen befinden sich sowohl in Israel als auch im Libanon unter den Opfern – darunter ein libanesischer Reporter, Issam Abdallah, der am 13. Oktober zusammen mit sechs Kolleg:innen von israelischen Bomben beschossen wurde. Sein verkohltes Auto steht Wochen später immer noch am Tatort, umgeben von einer ängstlichen Stille – niemand traut sich, in die Nähe des Grauens zu kommen.

Das ausgebrannte Auto des getöteten Journalisten Issam Abdallah. © Philippe Pernot

Wegen dieser Geschehnisse wurden auf israelischer Seite 28 Dörfer und Siedlungen evakuiert, die sich in einem Vier- Kilometer-Streifen entlang der Grenze befinden. Auf der nördlichen Seite flohen rund 29.000 Menschen aus dem Südlibanon nach Tyros und Beirut, berichtete die UN. Aus Israel geschätzte 65.000. Seitdem stehen viele Häuser leer, die meisten Restaurants und Hotels sind vergittert. Eins der wenigen Autos, das noch den Grenzstreifen entlangfährt, gehört Hassan, einem 30 Jahre alten libanesisch-deutschen Staatsbürger. „Ich war bei meinen Eltern im Urlaub, als der Krieg ausbrach“, seufzt der Mitarbeiter eines Abschleppdienstes aus Hannover. Jetzt übernachtet er in einem Hotel in Tyros, in sicherer Distanz, und besucht seine Eltern morgens, weil da weniger Artillerieanschläge stattfinden. „Sie wollten nicht fliehen und haben anscheinend keine Angst vor den Bomben“, sagt er. Sie bleiben trotz der Gefahr in Naqoura, einer Küstenstadt an der Grenze, die auch das Hauptquartier der Unifil beherbergt – eine 10 000 Kopf starke Friedenssicherungsmission der UN, die an der Grenze patrouilliert.

Heute sind die weißen Panzer der UN aber kaum zu erblicken. Seitdem sie unter Beschuss gekommen sind, müssen die Blauhelme weitgehend in ihren Bunkern bleiben. „Ich musste meinen Laden schließen, weil sie keinen Alkohol mehr kaufen kommen“, beschwert sich Mahmoud, ein Ladenbesitzer, dessen Spätkauf im Schatten der Betonmauern der Unifil-Basis auf den Frieden wartet. „Das ist eine wirtschaftliche Katastrophe für uns alle. Zum Glück schickt mein Sohn Geld aus den Vereinigten Staaten“, erklärt der pensionierte Soldat der libanesischen Armee. Einige Meter vor seinem Laden steht ein Straßenschild, das die Richtung „Palästina“ anzeigt. Die Straße, die von Naqoura bis zur Grenze führt, ist leer.

Ein Jeep der UN-Beobachtermission im Küstenort Naqoura. © Philippe Pernot

Gefährlich sind vor allem die hügeligen Wälder, Gebüsche und Felder, die zwischen Naqoura und den israelischen Grenzposten liegen. Dort verstecken sich anscheinend Hisbollah-Kämpfer, dort landen viele Bomben und Granaten, und das Gebüsch brennt nieder – ein Niemandsland aus schwarzem Ruß. Das ist vor allem für die Landwirtinnen und -wirte eine Katastrophe. „Ich kann meine Kühe nicht mehr grasen lassen, denn sie werden ganz sicher von einer Bombe zerfetzt“, erklärt Ali, ein Libanese mit argentinischer Staatsbürgerschaft, der seit Jahren in Naqoura wohnt und vom Fischen, Züchten und Ernten lebt. „Unsere Felder werden zerbombt, letzte Woche hat Israel sogar einen Hühnerstall anvisiert – und seit dem Krieg streifen Hyänen durch die Gegend und töten unsere Hühner“, so Ali. Der 35-Jährige spricht eine Mischung aus Spanisch und Arabisch, sein Frust braucht aber keine Wörter.

Die Lage wird immer schwieriger, das Essen knapp und das Geld auch. „Wir essen fast nur noch Kichererbsen und Brot … Ich habe einen Freund, dessen Hund vor Hunger gestorben ist“, sagt er. Alis Eltern sind längst nach Beirut geflohen, doch er kann es nicht über sich bringen, seine Kühe und Felder aufzugeben. „Ich hänge von diesem Boden, von dieser Sonne und von diesem Meer ab, ich kann nicht weg“, seufzt er: „Wenn meine Tiere sterben, dann sterbe ich.“ Die Identität vieler Menschen hier ist ebenso tief im selben Boden verwurzelt wie die jahrhundertalten Olivenbäume, auf denen ihr Stolz beruht.

Libanon: Hisbollah hat in den vergangenen Jahren viel Unterstützung eingebüßt

Der Südlibanon ist als Land des „Widerstandes“ bekannt und seine Einwohner:innen dafür, dass sie keine Angst vor Krieg und Tod haben. Schon in den 20er Jahren fand hier eine große Rebellion gegen die französische Besatzung (1916-1943) statt. An diese Epoche der libanesischen Geschichte erinnert Mahmud Turnous, Eigentümer eines Restaurants in Tallouseh, nur einige Kilometer von der Grenze entfernt. Tief in den dunklen Eichenwäldern liegt es, verziert mit bunten Gipsfiguren, die mit Trachten aus der osmanischen Ära bemalt sind. „Leider muss ich jetzt geschlossen bleiben, weil keine Touristen sich mehr hierher trauen“, bemängelt Turnous. Die Tische sind leer, Stühle aufeinandergestapelt wie in einer Geisterstadt.

2006 wurde Turnous Augenzeuge der erbitterten Kämpfe des Libanonkriegs, als eine israelische Panzerkolonne vor seinem Restaurant von Hisbollah-Kämpfern überfallen wurde. „Dort, hinter diesen Bäumen, warteten sie – und sprangen mit Raketenwerfern aus dem Gebüsch“, erinnert sich der Inhaber und zeigt in Richtung des Waldrandes. Israel schaffte es damals nicht, die „Partei Gottes“ zu vernichten. Zurück blieben die zerbombte Infrastruktur, 1200 getötete libanesische Zivilist:innen und enorme Schäden an Umwelt und Wirtschaft: geschätzte 2,5 Milliarden Dollar. Die Hisbollah kam damals gestärkt aus dem Krieg, weil sie – anders als die libanesische Armee und Regierung – in den Augen vieler Menschen das Land beschützen und wiederaufbauen konnte.

Mohammad al-Awiyeh zeigt besorgt in Richtung der annektierten Golanhöhen. © Philippe Pernot

Doch die Zeiten haben sich geändert. Seit 2019 steckt der Libanon laut Weltbank in einer der weltweit schlimmsten Wirtschaftskrisen seit zwei Jahrhunderten. Politische und finanzielle Korruption hat den Wert der libanesischen Lira um 98 Prozent gedrückt. Laut den Vereinten Nationen leben derzeit 82 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Die Hisbollah ist wegen ihrer Rolle im syrischen Bürgerkrieg, bei der Hafenexplosion 2020 und der Korruption auch im Süden immer weniger beliebt. „Falls unser Haus zerstört wird, hilft uns niemand, auch die Hisbollah nicht“, kritisiert Mohammad al-Awiyeh. Der 69-Jahre alte Arabischlehrer an der Libanesischen Universität empfängt uns in seinem mit Blumen und Pfeilern verzierten Haus in Maroun al-Ras, einem Dorf an der Grenze. Vom Hügel aus sind israelische Überwachungsposten zu sehen, sogar einige Panzer, die hinter Erdhaufen auf ihre Befehle warten und deren Kanonen in diese Richtung zielen.

„Ich unterstütze die Hisbollah nicht, bin politisch unabhängig. Aber jeder Mensch hat ein Recht darauf, auf dem Flecken Erde zu bleiben, zu dem er gehört. Der Mensch kann nicht ohne seine Wurzeln leben, deswegen müssen sie verteidigt werden“, sagt der Lehrer, der in seiner Lebenszeit drei Kriege erlebt hat. „Unser Haus wurde 2006 zerstört, wir haben es mit unseren eigenen Händen wieder aufgebaut. Jetzt bleiben wir hier“, bekräftigt er. Seine 26 Jahre alte Tochter wünscht es sich anders. „Ich will so schnell wie möglich nach Amerika, wo mein Ehemann lebt, raus aus diesem müden und kaputten Land“, sagt sie, „oder zumindest nach Beirut, in Sicherheit.“

Sicherheit haben etwa 6000 Menschen aus dem Süden in Tyros gefunden, eine Stunde von der Front entfernt. Viele werden in Schulen oder bei Privatleuten untergebracht, bis sie irgendwo anders eine Unterkunft finden. So auch auf dem Campus der Technischen Universität Tyros, wo seit einigen Wochen Wäscheleinen hängen und Kinder im Hof spielen. „Wir sind hierher gekommen, weil wir vom Land leben und nicht mehr arbeiten können – wir haben kein Geld, sonst würden wir nicht unter solchen Bedingungen leben“, erklärt Zahira Iswed (40). Ihre sechsköpfige Familie teilt sich mit einer anderen Familie ein Klassenzimmer, das in der Mitte von einem Vorhang abgetrennt ist. In den Ecken stapeln sich Matratzen und Decken, Wasser und einige persönliche Sachen.

Zahira (rechts) lebt nach der Flucht aus Dhayra mit ihren Kindern in einem Klassenzimmer in Tyros. © Philippe Pernot

Sie und ihre Familie sind aus dem Grenzdorf Dhayra geflohen, als es am 16. Oktober von der israelischen Armee mit Phosphorbomben angegriffen wurde. Die chemische Munition explodiert in der Luft, brennt im Kontakt mit Sauerstoff bis zu 850°C heiß und verbreitet eine tödliche weiße Rauchwolke, die vom Himmel auf ihre Opfer fällt. Neun Zivilist:innen wurden schwer verbrannt – Amnesty International spricht von Kriegsverbrechen, die libanesische Regierung hat beim UN-Sicherheitsrat Beschwerde eingelegt. „Die Menschen aus dem Süden bezahlen einen hohen Preis. Sind wir etwa auf dem Weg nach Jerusalem, dass wir so bombardiert werden müssen?“, fragt Zahira mit Entsetzen.

Trotz des Schreckens schreitet der Alltag im Libanon dort voran, wo er kann

In einem Raum des zweiten Stockwerks der Schule sitzen Rettungskräfte und NGO-Mitarbeiter:innen vor Bildschirmen und beobachten die Lage. Hier tagt die Disaster and Risk Reduction Unit des Gemeindeverbandes Tyros, die seit 2010 für Katastrophenlagen die Verantwortung übernimmt. Das ist ihr erster Krieg. „Wir sind ausgebildet, bereit und koordinieren uns mit verschiedenen internationalen Hilfsorganisationen, um die Lage unter Kontrolle zu halten“, erklärt Hassan Hamoud, Vizepräsident des Gemeindeverbandes, mit müder Stimme. „Wir müssen täglich 3000 Mahlzeiten ausgeben, Decken, Matratzen, Wasser und Sanitätsprodukte finden … Bisher reicht es, aber die Lage kann schnell eskalieren“, befürchtet er.

Rettungskräfte versuchen, die Lage zu überblicken. © Philippe Pernot

Diese Angst teilen viele Libanes:innen, die nicht noch weiter in den Krieg hineingezogen werden möchten. 2006 wurden auch Beirut und Tyros heftig zerbombt; das will heute niemand. Der Chef der Hisbollah, Hassan Nasrallah, scheint die Eskalation noch zu vermeiden – so wie die Regierungen Israels, der USA und des Libanons, die versuchen, einen Ausweg zu finden.

Die Atmosphäre ist bedrückend: Die meisten westlichen Ausländer:innen haben den Libanon auf Rat ihrer Botschaften hin schon verlassen, viele Libanes:innen haben einen kleinen Koffer im Fall der Fälle schon vorbereitet. Pro-palästinensische Demonstrationen ziehen täglich durch Beirut, und die Augenringe unter den Augen der meisten Libanes:innen spiegeln die schlaflosen Nächte wider, die sie aufgrund der besorgniserregenden Nachrichten aus Gaza verbringen. Währenddessen geht das Leben aber auch weiter. An der Grenze pflegen inmitten der Bombenexplosionen Menschen weiter ihren Garten. In Tyros sitzen Reisende in der warmen Herbstsonne am Strand und genießen ein Eis. In Beiruts populären Klubs wird weitergetanzt. Wie immer versuchen die Menschen im Libanon so zu leben, als könnte ihnen am nächsten Tag der Himmel auf den Kopf fallen.

[English translation]

Rooted at the margins of the conflict

Fighting between Hezbollah and Israel’s army is intensifying in the south of Lebanon. The people on the ground have to suffer the consequences – or leave everything behind.

Beirut – All is quiet on the “northern front”: despite the war, a strange calm prevails in southern Lebanon. Only a few hundred meters from Israel’s northern border, birds are singing, the warm autumn wind blows through olive groves, people go shopping on foot in small supermarkets. Anyone driving along the militarized border between the two warring neighbouring countries can hardly believe that dozens of rockets, artillery shells and mortars destroy fields and houses here every day. But in fact, the most dangerous escalation between Hezbollah and Israel since the deadly Lebanon War of 2006 is quietly taking place here.

Since the Hamas attack on Israel on October 7, 2023, the armed Shiite party Hezbollah and the Israeli army (IDF) have been engaged in a stand-off, with both sides firing at each other from afar. According to local media estimates, 150 people have died in these daily clashes so far – a fraction of the number of victims in Israel and Gaza, but still a worrying figure for the region. An estimated 74 Hezbollah fighters and 18 IDF soldiers have lost their lives. Dozens of civilians are among the victims in both Israel and Lebanon – including a Lebanese reporter, Issam Abdallah, who was shot at by Israeli bombs on October 13 along with six colleagues. His charred car still stands at the scene weeks later, surrounded by an anxious silence – no one dares to come near the horror.

Because of these events, 28 villages and settlements located in a four-kilometer strip along the border were evacuated on the Israeli side. On the northern side, around 29,000 people fled from southern Lebanon to Tyre and Beirut, the UN reported. Since then, many houses have been empty and most restaurants and hotels have been barred. One of the few cars still driving along the border strip belongs to Hassan, a 30-year-old Lebanese-German citizen. “I was on vacation with my parents when the war broke out,” sighs the employee of a towing service from Hanover. Now he is staying in a hotel in Tyre, a safe distance away, and visits his parents in the morning because there are fewer artillery attacks. “They didn’t want to flee and don’t seem to be afraid of the bombs,” he says. Despite the danger, they remain in Naqoura, a coastal town on the border that is also home to the headquarters of Unifil – a 10,000-strong UN peacekeeping mission that patrols the border.

Today, however, the UN’s white armored vehicles are barely visible. Since coming under fire, the blue helmets have largely had to stay in their bunkers. “I had to close my store because they can no longer buy alcohol,” complains Mahmoud, a store owner whose late-night shop in the shadow of the concrete walls of the Unifil base awaits peace. “This is an economic disaster for all of us. Fortunately, my son sends money from the United States,” explains the retired Lebanese army soldier. A few meters in front of his store is a road sign indicating the direction of “Palestine”. The road that leads from Naqoura to the border is empty.

The rolling forests, bushes and fields between Naqoura and the Israeli border posts are particularly dangerous. Hezbollah fighters are apparently hiding there, many bombs and shells land there and the bushes burn down – a no-man’s land of black soot. This is a disaster for the farmers in particular. “I can’t let my cows graze anymore because they’ll definitely be blown to bits by a bomb,” explains Ali, a Lebanese man with Argentinian citizenship who has lived in Naqoura for years and makes a living from fishing, breeding and harvesting. “Our fields are being bombed, last week Israel even targeted a chicken coop – and since the war, hyenas have been roaming the area and killing our chickens,” says Ali. The 35-year-old speaks a mixture of Spanish and Arabic, but his frustration needs no words.

The situation is becoming increasingly difficult, food is scarce and so is money. “We almost only eat chickpeas and bread … I have a friend whose dog died of hunger,” he says. Ali’s parents fled to Beirut long ago, but he can’t bring himself to give up his cows and fields. “I depend on this land, this sun and this sea, I can’t leave,” he sighs: “If my animals die, then I die.” The identity of many people here is as deeply rooted in the same soil as the centuries-old olive trees on which their pride is based.
Lebanon: Hezbollah has lost a lot of support in recent years

Southern Lebanon is known as the land of “resistance” and its inhabitants are known for having no fear of war and death. A major rebellion against the French occupation (1916-1943) took place here back in the 1920s. Mahmud Turnous, owner of a restaurant in Tallouseh, just a few kilometers from the border, recalls this period of Lebanese history. Deep in the dark oak forests, it is decorated with colorful plaster figures painted with traditional costumes from the Ottoman era. “Unfortunately, I have to stay closed now because no more tourists dare to come here,” complains Turnous. The tables are empty, chairs piled up like in a ghost town.

In 2006, Turnous witnessed the fierce fighting of the Lebanon war when an Israeli armored column was ambushed by Hezbollah fighters in front of his restaurant. “There, behind those trees, they were waiting – and jumped out of the bushes with rocket launchers,” recalls the owner, pointing towards the edge of the forest. Israel did not manage to destroy the “Party of God” back then. What remained was the bombed-out infrastructure, 1,200 Lebanese civilians killed and enormous damage to the environment and economy: an estimated 2.5 billion dollars. Hezbollah came out of the war stronger because – unlike the Lebanese army and government – it was able to protect and rebuild the country in the eyes of many people.

But times have changed. According to the World Bank, Lebanon has been in one of the world’s worst economic crises in two centuries since 2019. Political and financial corruption has depressed the value of the Lebanese lira by 98 percent. According to the United Nations, 82 percent of the population currently live below the poverty line. Hezbollah is also becoming less and less popular in the south due to its role in the Syrian civil war, the port explosion in 2020 and corruption. “If our house is destroyed, no one will help us, not even Hezbollah,” criticizes Mohammad al-Awiyeh. The 69-year-old Arabic teacher at the Lebanese University welcomes us to his house decorated with flowers and pillars in Maroun al-Ras, a village on the border. Israeli surveillance posts can be seen from the hill, even a few tanks waiting for their orders behind piles of earth, their cannons pointed in this direction.

She and her family fled the border village of Dhayra when it was attacked with phosphorus bombs by the Israeli army on October 16. The chemical munitions exploded in the air, burning up to 850°C on contact with oxygen and spreading a deadly white cloud of smoke that fell from the sky onto their victims. Nine civilians were severely burned – Amnesty International calls it a war crime, the Lebanese government has lodged a complaint with the UN Security Council. “The people from the south are paying a high price. Are we on our way to Jerusalem that we have to be bombed like this?” asks Zahira in horror.

Despite the horror, everyday life in Lebanon is continuing as much as it can

In a room on the second floor of the school, rescue workers and NGO employees sit in front of screens and monitor the situation. This is where the Disaster and Risk Reduction Unit of the Tyre Municipality Union, which has been responsible for disaster situations since 2010, meets. This is their first war. “We are trained, ready and coordinating with various international aid organizations to keep the situation under control,” explains Hassan Hamoud, Vice President of the Municipality Union, in a tired voice. “We have to distribute 3,000 meals a day, find blankets, mattresses, water and medical supplies … So far it’s enough, but the situation could escalate quickly,” he fears.

This fear is shared by many Lebanese who do not want to be dragged further into the war. In 2006, Beirut and Tyre were also heavily bombed; nobody wants that today. The leader of Hezbollah, Hassan Nasrallah, still seems to be avoiding escalation – just like the governments of Israel, the USA and Lebanon, which are trying to find a way out.

The atmosphere is oppressive: most Western foreigners have already left Lebanon on the advice of their embassies, and many Lebanese have already prepared a small suitcase in case of emergency. Pro-Palestinian demonstrations are taking place daily in Beirut, and the dark circles under the eyes of most Lebanese reflect the sleepless nights they are spending due to the worrying news from Gaza. Meanwhile, life goes on. On the border, people continue to tend their gardens amidst the bomb blasts. In Tyre, vacationers sit on the beach in the warm autumn sun and enjoy an ice cream. Dancing continues in Beirut’s popular clubs. As always, the people of Lebanon are trying to live as if the sky could fall on their heads the next day.

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